Ein Pfarramt an der Universität?

Als Unipfarrer arbeite ich in vier Bereichen:
1. Universitäre Lehre und kirchliche Bildungsveranstaltungen.
2. Gottesdienste und Feiern.
3. Seelsorge (Einzelgespräche) und Diskussionsgruppen für Studierende und Uniangehörige.
4. Gesellige Anlässe, wie z.B. die Mittagstische von Studis für Studis.

Was wir wollen:

Wir interessieren uns für die Gegenwart, in der wir leben – das 21. Jahrhundert – und wollen diese unvoreingenommen wahrnehmen. Wir interessieren uns ebenfalls für unsere Geschichte und Tradition, insbesondere die christliche Überlieferung: Wir reflektieren die Tradition auf der Basis der Gegenwart und die Gegenwart auf der Basis der Tradition – das ist spannend.

Wir anerkennen, dass es im Christentum von Anfang an unterschiedliche Theologien und Frömmigkeitsstile gab: Das Christentum ist heterogen und vielfältig. Wir können und wollen in unserer Arbeit nicht allen Formen und Stilen der christlichen Tradition gerecht werden.

Wir möchten aber den theologischen Diskurs über unterschiedliche Glaubensvorstellungen, den ethischen Diskurs über unterschiedliche moralische Vorstellungen und den politischen Diskurs über unterschiedliche Vorstellungen der Gestaltung von Gesellschaft fördern, weil wir der Überzeugung sind, dass Verständigung zu einem friedlichen Zusammenleben führt, ohne dass die Unterschiede dabei aufgehoben zu werden brauchen.

Wir wenden uns gegen die Verunglimpfung und Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer politischen und religiösen Überzeugung, ihrer Herkunft, ihres Lebensstils, ihres Geschlechts oder Alters und ihrer sexuellen Ausrichtung – sofern diese nicht offensichtlich die Rechte anderer missachten.

Was wir glauben:

Wir glauben nicht, dass Gott ein alter Mann mit Bart auf einer Wolke ist. Wir meinen aber, dass die bildhafte Rede von Gott die angemessene Sprache des christlichen Glaubens ist, und dass sich personale Bilder (z.B. Gott als Vater/Mutter) in der jüdischen und christlichen Tradition zu Recht als besonders bedeutsam erwiesen haben. Wir glauben nicht, dass Gott die Welt in sechs Tagen erschaffen hat, sondern dass die Schöpfungsgeschichten als antike Mythen von der Schönheit und Begrenztheit der Welt erzählen wollen. Wir glauben nicht, dass die Bibel das Wort Gottes ist, aber wir glauben, dass die Lektüre biblischer Texte, ebenso wie Begegnungen mit Menschen und anderes mehr, zu berührenden Erlebnissen werden können, in welchen wir uns vom Worte Gottes persönlich angesprochen glauben.

Wir glauben nicht, dass der Titel ‹Sohn Gottes› etwas mit biologischer Abstammung zu tun hat, sondern dass er die Vorstellung vermitteln will, dass Gott in Jesus Christus zu uns kam – Mensch wurde. Wir glauben nicht, dass Jesus von Nazareth wunderbarerweise über das Wasser ging – wozu denn auch – sondern, dass diese Geschichte vom Gang auf dem Wasser, wie viele andere Wundergeschichten, sinnbildlich zu verstehen sind. Sie will – ähnlich wie Literatur im Allgemeinen – unsere Wahrnehmung der Realität hinterfragen und uns zum Denken anregen über die Dinge, wie sie sind und wie sie sein könnten…

Wir glauben nicht, dass der Heilige Geist ein Gespenst ist, das sich bei besonderer Gelegenheit zuweilen zeigt, sondern dass er das Erlebnis des Trostes, des Mutes und der Zuversicht ist, welches uns ergreifen kann, uns aufrichtet und zueinander führt. 

Wir glauben nicht an eine Hölle und all solches Zeug. Aber wir wissen, dass das Leben hier auf Erden zur Hölle werden kann, und beschäftigen uns daher vornehmlich mit dem Leben vor dem Tod.